02.07.2025
Stimmungsmache und Absprachen statt Beteiligungsverfahren?
Laut Presseberichten arbeiten Land und Stadt bereits intensiv an einer Tunnelvariante im Rahmen der Brückensanierung am Westschnellweg. Damit würden die Bürger*innenbeteiligung übergangen und Klimaschutz ignoriert.
Immer wieder wurde erklärt, alle Planungen, insbesondere die Findung von Varianten, ruhten bis zur Vorstellung der Ergebnisse des Bürgerrates. Während jedoch diese Ergebnisse noch immer nicht veröffentlicht sind und die letzte Sitzung des Dialogforums kurzfristig abgesagt wurde, wird der Eindruck erweckt, dass hinter verschlossenen Türen schon die Details einer Tunnelvariante verabredet werden. Diese Diskussion gehört in die Beteiligungsgremien und in die betroffenen Stadtteile mit ihren Bezirksräten!
Auch eine Behelfsbrücke für die Schwanenburgbrücke, die kaum ohne erhebliche Eingriffe in Natur und Landschaft möglich sein würde, werde laut Präsident der Landesstraßenbaubehörde bereits vorbereitet – ebenfalls außerhalb aller Beteiligungsformate. Aussagen von leitenden Mitarbeiter*innen der NLStBV, die schon jetzt eine Großbaustelle mit einer Schneise durch Linden als alternativlos bezeichnen, lassen starke Zweifel an der Offenheit der Behörde bei ihrer Variantenfindung aufkommen. Schon beim Südschnellweg wurde die Debatte jahrelang auf einen möglichen Tunnel verengt. Viele merkten erst später, dass auch dafür alle Bäume gerodet werden und sie eine jahrelange Großbaustelle bekommen.
Angeheizt durch Presseberichte und eine fragwürdige Online-Umfrage wird Stimmung gemacht, statt zu informieren. Die Offenheit für die Diskussion verschiedener Varianten wird absichtlich eingeengt und das Ergebnis vorweggenommen. Spalten statt Dialog und Abwägung – ganz im Sinne des aktuellen Unzeitgeistes. Für ein Vorhaben, das Linden-Limmer zukünftig nachhaltig prägen wird – zunächst als jahrzehntelange Großbaustelle und anschließend durch sein Ergebnis – brauchen wir einen ergebnisoffenen Dialog.
Um eine gute Lösung für die Menschen in den betroffenen Stadtteilen, das Klima und eine moderne Mobilität für alle zu finden, müssen neue Prioritäten gesetzt werden.
- Die Planung muss vom Ziel her gedacht werden. Wenn der Verkehrsentwicklungsplan VEP 2035+ eine Halbierung der Autofahrten bis 2035 für zwingend erforderlich zum Erreichen der Klimaziele in der Region erklärt, kann die Straßenbaubehörde NLStBV dies nicht weiter ignorieren, sondern muss mit ihren Planungen dazu beitragen, z.B. indem parallel zusammenmit Region und Stadt die Schaffung neuer Angebote im ÖPNV und Radverkehr geprüft werden und welche Verlagerung von Verkehr so möglich wird. Eine geringere Verkehrsmenge erlaubt auch andere Planungen.
- Es muss offen gelegt werden, welche der 14 Brücken wann sanierungsbedürftig sind.
- Es muss ernsthaft geprüft werden, ob durch innovative Verfahren die einzelnen Brücken in der jetzigen Breite saniert werden können – mit kurzen Bauzeiten und minimalen Eingriffen in Natur sowie Spiel- und Naherholungsflächen.
Für einen Tunnel würden große Mengen Beton verbaut werden. Beton ist für ca. 8% der weltweiten menschengemachten CO2-Emissionen verantwortlich – mehr als Flug- und Schiffsverkehr zusammen. Diese Variante wäre extrem klimaschädlich.
Gewachsene Natur, die wir im dicht besiedelten Linden zur Hitzeregulierung an Tagen wie heute brauchen, wäre auf Jahre vernichtet.
Dass jetzt erstmals auch eine Vollsperrung und der Verzicht auf Behelfsbrücken geprüft werden soll, begrüßt WESTprotest.