Hintergrund – Wissen

Am Südschnellweg wurde im Januar 2024 trotz erheblicher Proteste, Diskussionen und Petitionen mit umfangreiche Rodungen entlang der Trasse begonnen, um die Baumaßnahmen für die Verbreiterung des Schnellwegs um mehr als zehn Meter vorzubereiten. Ausführliche Informationen dazu hier

Externe Links:
https://leinemaschbleibt.de/
https://www.openpetition.de/petition/online/erhalt-der-letzten-baeume-am-suedschnellweg-in-hannover-ca-2-5-km-trassenwald

Nun beginnt die Niedersächsische Landesstraßenbaubehörde (NLStBV) mit der Planung für den Westschnellweg zwischen der Anschlussstelle Herrenhausen und dem Deisterkreisel. Die Strecke ist ca. vier Kilometer lang, 14 Brücken müssen erneuert werden.

Bis zur Fertigstellung dauert es noch viele Jahre.
Aber: Die Planung beginnt jetzt – der Widerstand auch!

Unser Ziel ist es möglichst viele Menschen darüber zu informieren, was da auf Linden und Limmer zukommen kann. Alle hier dargestellten Informationen beruhen auf Informationen aus dem Planungsprozess des Südschnellwegs, auf öffentlich zugänglichen Studien sowie Expert*innenwissen. Dank an die AG Fachplanung. Wir freuen uns, wenn ihr Kontakt zu uns aufnehmt. Gern informieren wir Gruppen auch vor Ort.

Sende uns gern deine Frage an info@westprotest.de

Mehr Wissen

Der Westschnellweg & Planungsanlass

Der Westschnellweg ist ein Abschnitt der Bundesstraße 6 (B6) zwischen dem Deisterkreisel in Linden-Süd und der Anschlussstelle Herrenhausen. Er wurde Ende der 1950er bis in die 1960er Jahre gebaut. Er ist Teil des damals bewunderten Tangentensystems: Im Westen, Süden und Osten Hannovers wurden Schnellwege gebaut. Im Norden sollte parallel zur Autobahn A2 ebenfalls ein Schnellweg entstehen. Zu einer Umsetzung kam es glücklicherweise nicht, die nördliche Tangente ist zeitgleich auch die A 2.

Die Strecke ist ca. vier Kilometer lang und umfasst 14 Brücken (auch Bauwerke genannt), deren Restnutzungsdauer regelmäßig untersucht wird. Die Schwanenburgbrücke wird aktuell instand gesetzt. Sie soll bis 2030 nutzbar sein.

Externer Link: Drucksache Nr. 15-0048/2025 F1: Antwort der Verwaltung auf die Anfrage Bauliche Substanz der Brücken des Westschnellweges Sitzung des Stadtbezirksrates Linden-Limmer am 29.01.2025: https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/15-0048-2025F1

Ausbau nach Autobahnstandard oder Stadtstraßenstandard?

Bei der Modernisierung des Südschnellwegs wird der Ausbau nach Autobahnstandard umgesetzt. Begründet wurde das mit steigenden Verkehrszahlen auf dem Schnellweg (mehr als zwanzig
Prozent von 2017 bis 2030) sowie der Erhöhung der Verkehrssicherheit.
Die soll durch breitere Fahrstreifen und Mittelstreifen sowie die Anlage von Standstreifen erreicht werden. (Die fehlenden Seitenstreifen im
Tunnel wurden offensichtlich als unkritisch angesehen.)

Beim Westschnellweg sind derzeit in beiden Fahrtrichtungen durchgängig zwei Fahrstreifen getrennt durch einen Mittelstreifen vorhanden. Die Niedersächsische Landesstraßenbaubehörde (NLStBV) gibt die
durchschnittliche Breite mit 19 Metern an; am Lindener Berge ist er mit ca. 20 Metern und an der Brücke über der Davenstedter Straße mit ca. 21 Metern breiter, auf Höhe der Wasserkunst und im Bereich Großer Garten ist er mit nur etwa 16 Metern schmaler. Die Längen der Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen schwanken erheblich zwischen nicht vorhanden und ca. 250 Metern. Es gibt mehrere Nothaltebuchten. Die Schwanenburgbrücke über die Leine weist beidseitig Geh- und Radwege auf.

Im Erläuterungsbericht des Feststellungsentwurfs zum Südschnellweg
wird bereits darauf hingewiesen, dass die Erneuerung des Westschnellwegs nach den gleichen Kriterien erfolgen soll. Im Bericht zeigt eine
Grafik, dass für den Abschnitt zwischen Ricklinger Kreisel und Deisterkreisel die Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen (RASt) zugrunde
gelegt wird, für den Abschnitt Deisterplatz bis Anschlussstelle Herrenhausen jedoch die Richtlinie für die Anlage von Autobahnen (RAA).

Was bedeutet ein Ausbau nach Autobahnstandard für den WSW?

Die Breite des zukünftigen Streckenquerschnittes wäre mindestens so breit, wie aktuell am Südschnellweg geplant. Auf Höhe „Am Lindener Berg“ würde das eine Verbreiterung um ca. 6 Meter bedeuten – und damit erheblichen Eingriff in das vorhandene Grün. Die Brücke über die Davenstedter Straße wird dann ebenfalls ca. 6 Meter breiter und rückt näher an die beidseitig vorhandene Bebauung: Im Bereich von Wasserkunst und Großer Garten müsste sogar um fast 10 Metern verbreitert werden und hättet dementsprechend Auswirkungen auf das vorhandene Grün, die parallel verlaufenden Geh- und Radwege und wohl auch auf die anschließenden Grundstücke.

Für die Zu- und Ausfahrten sind Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen vorzusehen – zwischen 130 Meter und 180 Meter lang und so
breit wie der rechte durchgehende Fahrstreifen (also in der Regel 3,50
Meter). Eine Richtungsfahrbahn ist in solchen Abschnitten statt 9,75
Meter 11,25 Meter breit. Die Straße ist dementsprechend in den betreffenden Abschnitten bis zu drei Meter breiter.

Ist der Stadtstraßenstandard eine sinnvolle Alternative für den WSW?

Eine Modernisierung des Westschnellweges ist auch nach den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt) als anbaufreie Hauptverkehrsstraße (VS II) möglich. Ein großer Unterschied ist, dass keine Standstreifen erforderlich sind. Bei einer zulässigen Geschwindigkeit von 50 km/h ist der Mittelstreifen einen Meter breit. Sollen 70 km/h zugelassen werden, vergrößert sich der Mittelstreifen auf 2,50 Meter. Ein weiterer erheblicher Unterschied zur RAA: Flächenintensive Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen sind nicht erforderlich. Nach RASt können die Knotenpunkte bzw. Zu- und Ausfahrten mit Lichtsignalanlagen geregelt werden

Auf der Internetseite des NLStBV ist das Projekt so angekündigt: „Um
auch zukünftig gewährleisten zu können, dass der Verkehr auf dem
Westschnellweg sicher und flüssig fließen kann, wird er saniert und fit
für die Zukunft gemacht“.

Auf einer Stadtstraße nach RASt ist eine Geschwindigkeit von höchstens 70 km/h vorzusehen. Die größte Kapazität eines Fahrstreifens wird mit rund 2.000 Fahrzeugen pro Stunde bei Geschwindigkeiten zwischen 65 und 80 km/h erreicht. Mit höheren Geschwindigkeiten kommt es öfter zu Beschleunigungs- und Bremsmanövern, der Verkehr stockt häufiger und der Treibstoffverbrauch steigt. Die Festlegung der Geschwindigkeit auf 70 km/h wäre demnach eine gute Maßnahme um eine hohe Kapazität und Flüssigkeit des Verkehrs auf dem Westschnellweg zu erreichen.

Ein Entwurf nach RASt als Stadtstraße wird mit den vorhandenen Flächen des Westschnellweges auskommen und entspricht damit einer Sanierung im Bestand. Dies wiederum entspricht dem Verkehrsentwicklungsplan „VEP 2035+“ der Region Hannover, welcher im Juli 2023 politisch beschlossen wurde. Im VEP 2035+ sind die Maßnahmen zur Entwicklung aller Verkehrsarten in der Region dargestellt, die notwendig sind, um das Ziel Klimaneutralität zu erreichen. Durch umfangreiche Investitionen in den Ausbau des Wegenetzes für den Umweltverbund (ÖPNV, Rad und Fußverkehr) wird der regionale PKW-Verkehr deutlich abnehmen. Modellrechnungen der Region Hannover zeigen, dass dadurch trotz zunehmenden überregionalen Durchgangsverkehres der Verkehr auf den Autobahnen und Schnellwegen rund um Hannover um 10 bis 30 Prozent abnehmen werden. Ein Ausbau dieser Infrastruktur ist daher nicht erforderlich, eine Sanierung im Bestand völlig ausreichend.

Welche verbindlichen Vorgaben & Gesetze bestehen?

Der Verkehrsentwicklungsplan der Region Hannover (VEP35+) (Link zu PDF) wurde im Juli 2023 mit großer Mehrheit in der Regionsversammlung beschlossen.

Niedersächsisches Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes und zur Minderung der Folgen des Klimawandels (Niedersächsisches Klimagesetz – NKlimaG) seit 10. Dezember 2020.

Koalitionsvertrag 2022-2027 Sicher in Zeiten des Wandels

Die Klimaschutz-Novelle ist am 17. Juli 2024 nach Verkündung im Bundesgesetzblatt in Kraft getreten. 

Das neue Klimaschutzprogramm 2023 wurde vom Kabinett am 14. Oktober 2023 beschlossen.

Was kritisiert WESTprotest an der Studie der LHH zur Tunnelführung?

Link: Beipackzettel zur LHH Studie. Zu Risiken, Auswirkungen, Lücken und Suggestionen fragen Sie die Aktivist*innen Ihres Vertrauen (PDF)

Link zur LH Hannover: Neue Tunnelvariante für den Westschnellweg

Was ist bisher geschehen?
  • 27.05.2024 WESTprotest fordert anlässlich der Vorstellung des sog. Dialogkonzepts im Gymnasium Limmer: Klimaziele in die Schnellwegplanung + Keine Autobahn durch Linden-Limmer
  • 27.05.2024 die Nds. Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) und Verkehrsminister Olaf Lies stellen vor ca. 40 TN das Dialogkonzept für die Planung des Westschnellwegs vor. Es bestätigt sich: Olaf Lies plant für Verkehr, „der nun mal da ist“ ungeachtet der Gesetze zum Klimaschutz, der Koalitionsvereinbarung usw.
  • 18.12.2023 WESTprotest übergibt Olaf Lies, Nds. Verkehrsminister, öffentlichkeitswirksam Forderungen Link: https://leinemaschbleibt.de/uncategorized/westprotest-fordert-vom-verkehrsministerium-klimaziele-in-die-strassenplanung/
  • 18.10.2023 Start des sogenannte Dialogauftakt zur Sanierung des Westschnellwegs – wieder mit der Vorgabe von Verkehrsminister Olaf Lies: „Wir planen für den Verkehr, der nun mal da ist“. Damit ist auch dieser „Beteiligungsprozess“ als verkehrs- und klimapolitische Farce angelegt. s.a. Artikel in der HAZ 20.10.2024 „Start mit Misstönen“ Dort hatte Marit Kukat, ehrenamtliche Sprecherin des STF Linden-Süd, bereits erklärt:“ Wir sind geübt darin, ständig zu allem Möglichen gefragt zu werden. Es wird alles gehört und gemacht wird etwas anderes. Zeit kann besser investiert werden als in das Beschriften und Anpinnen weiterer bunter Kärtchen, deren Inhalt niemand wirklich interessiert. Zudem ist ein ernst gemeinter Beteiligungsprozess ergebnisoffen.“ Damit distanziert sie sich ausdrücklich von dem harmonischen Bild, dass das Video des Dialogauftakts zeigt (https://schnellwege-dialog.de/).

Für diesen Verkehr, der sich entwickelt, brauche ich eine leistungsfähige Infrastruktur. Also der Glaube, wenn ich Straßen baue entsteht automatisch Verkehr ist unsinnig, aber die Hoffnung, ich könnte die Straße so gering bauen, dass der Verkehr nicht mehr durchpasst und damit reduziere ich ihn, ist  genauso falsch.
Verkehrsminister Olaf Lies, 28.10.2024, Hallo Niedersachsen

Kein Glaube, sondern Fakt ist:
Mehr Straßen führen zu mehr Verkehr und auch umgekehrt.
Das nennt man induzierten Verkehr.

Externe Links:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Hallo-Niedersachsen,sendung1484108.html
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Induzierte_Nachfrage Siehe dort Effekt im Verkehrssystem